Aufgaben
Aufgaben des Botanischen Gartens
Erhalt der biologischen Vielfalt
Der Botanische Garten Erlangen engagiert sich für die Erhaltung regional vom Aussterben bedrohter Pflanzen. Einen Schwerpunkt bildet die Sammlung endemischer Mehlbeeren Frankens. In Kooperation mit Naturschutzbehörden beteiligt sich der Botanische Garten zudem am Artenhilfsprogramm Botanik in Mittelfranken. Mit der Aufzucht weiterer Pflanzenarten, die sich im Rückgang befinden, kann hier über eine Wiederansiedlung an Naturstandorten ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung geleistet werden.
Artenhilfsprogramm Botanik – Verantwortung für die Vielfalt

Das Artenhilfsprogramm Botanik (AHP) sichert Wuchsorte seltener und gefährdeter Pflanzenarten Bayerns in Mittelfranken. Zielarten sind Farn- und Blütenpflanzen der Bayerischen Roten Liste (RL) für deren Erhalt Bayern bzw. Mittelfranken eine hohe Verantwortung hat. Dies sind vom Aussterben bedrohte Arten (RL1) und stark gefährdete Arten (RL2) sowie gefährdete Arten (RL3) mit hoher naturschutzfachlicher Bedeutung für Mittelfranken. Besondere Verantwortung kommt dabei den sogenannten Endemiten zu, Sippen (Artengruppen) deren Areal weltweit auf Bayern oder nur auf Mittelfranken beschränkt ist. Für sehr seltene Pflanzenarten, deren Populationsgrößen bereits eine kritische Untergrenze erreicht haben, werden Erhaltungskulturen im Botanischen Garten angelegt.
Grundlage des AHP Botanik ist eine genaue Dokumentation der noch vorhandenen Wuchsorte nach einem bayernweit einheitlichen Standard. Darauf aufbauend werden Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der jeweiligen Art und ihres Lebensraums erarbeitet und durchgeführt. In einem begleitenden Bestandsmonitoring werden die Ergebnisse dokumentiert.
Artenhilfsprogramm Botanik
Forschung und Lehre
Als Einrichtung des Lehrstuhls für Molekulare Pflanzenphysiologie unterstützt der Botanische Garten die Lehrveranstaltungen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durch die Bereitstellung von Anschauuungs- und Forschungsmaterial. Studierenden bietet er die Möglichkeit, die Vielfalt der Pflanzen unmittelbar kennen zu lernen.
Teufelszwirn (Cuscuta reflexa)
Pflanzen der Gattung Cuscuta sind obligate Holoparasiten mit einem breiten Wirtsspektrum und besitzen weder Wurzeln noch vollständig entwickelte Blätter. Zum Überleben schlingen sie sich um die Stängel ihrer Wirtspflanzen und bilden Haustorien, die eine direkte Verbindung zu deren Gefäßbündeln herstellen. Aufgrund ihrer besonderen Lebensweise ist Cuscuta Gegenstand intensiver Forschung, um die Signalwege in der Wirtspflanze sowie die komplexen Interaktionen zwischen Parasit und Wirt besser zu verstehen.
Lehrstuhl Molekulare Pflanzenphysiologie
Berufsausbildung zum Gärtner (Zierpflanzenbau)
Zur Präsentation und Bewahrung pflanzlicher Vielfalt ist gärtnerisches Wissen und Können unerlässlich. Der Botanische Garten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bildet seit vielen Jahrzehnten erfolgreich Gärtnerinnen und Gärtner aus. Dies geschieht mit viel Engagement und Erfahrung durch alle Gärtnerinnen und Gärtner des Gartens und den Lehrausbilder und Meister. Anders als in Produktionsbetrieben, in denen meist nur wenige Pflanzenarten vermehrt werden, lernen die angehenden Gärtnerinnen und Gärtner im Botanischen Gärten die Kulturbedingungen für ein breites Spektrum unterschiedlicher Pflanzen kennen.
Verleihung des Staatsehrenpreis für vorbildliche Ausbildung im Gartenbau an den Botanischen Garten der FAU
Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus hat diese Ausbildung nun im März 2025 als vorbildlich mit einem Staatsehrenpreis ausgezeichnet.
Vorangegangen waren zahlreiche Kriterien, die abgefragt wurden. So können die Azubis auch in anderen Betrieben und Gärten Praktika absolvieren. In der Vergangenheit waren das beispielsweise die Wilhelma in Stuttgart, der Alpengarten auf dem Schachen oder der Botanische Garten in Malaga. Allen Azubis stehen Fachbücher, Zeitschriften und weiteres Infomaterial zur Verfügung. Jede Woche werden Unterrichtseinheiten angeboten und verschiedene Projekte bearbeitet. So betreuen die Lehrlinge den Gewürzgarten und eigene Angebote bei der Pflanzenbörse eigenverantwortlich. Der Botanische Garten nimmt auch an der Ausbildungsinitiative Top-Ausbildung-Gartenbau (TAG) teil (mehr hierzu unter: https://www.top-ausbildung-gartenbau.de/).
Die derzeit drei Azubis lernen in zwei Jahren den Gärtnerberuf im Zierpflanzenbau. Die rein fachlichen Anforderungen und Aufgaben sind dabei in einem Botanischen Garten besonders vielfältig und speziell. Darüber hinaus werden aber auch persönliche Fähigkeiten wie Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und Eigeninitiative gefördert und weiterentwickelt.
Nachhaltigkeit- Whole Institution Approach
Schwammstadt-Prinzip im Botanischen Garten

Der Klimawandel wird voraussichtlich in den kommenden Jahren starke Hitze- und Trockenperioden, sowie auch zunehmend Starkregenereignisse mit sich bringen. In beiden Fällen spielt Wasser eine entscheidende Rolle. Im ersten Fall ist zu wenig davon vorhanden, insbesondere in den Sommermonaten. Im zweiten Fall kann es zu Überschwemmungen kommen, da Wasser nicht mehr vom Kanalnetz und der Vorflut aufgenommen werden kann. Mit einer komplexen Baumaßnahme wurde dazu nun im Botanischen Garten für beide Probleme eine Lösung geschaffen. Zunächst wurde dafür die verrostete Regenwasserzisterne im Keller unter den Gewächshäusern ausgetauscht. Sie speichert das für die Pflanzen besonders wertvolle Regenwasser, mit dem in den Häusern gegossen wird. Auf dem Betriebshof wurde eine zweite, unterirdische Zisterne eingebaut. Sie erhöht die Speicherkapazität für Trockenperioden. Direkt daran anschließend wurde zudem noch eine Rigole verbaut. Sie kann in kurzer Zeit große Wassermengen aufnehmen und langsam versickern, wenn beide Zisternen überlaufen. Dies geschieht unterirdisch in einem großen Gitterkörper.
Bildung und Öffentlichkeit: Der Botanische Garten bietet durch die Präsentation seiner dokumentierten Pflanzen-Sammlungen, durch öffentliche Führungen, Ausstellungen und Bildungangebote einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit einer informellen, non-formalen Bildung. Er informiert umfassend über botanische Themen und ist ein anerkannter Außerschulischer Bildungsort. Die Bewusstseinsbildung über die Bedeutung pflanzlicher Vielfalt ist ein zentrales Anliegen des Gartens.
Kultur und Erholung: Neben seiner Bedeutung für Weiterbildung, Artenschutz, Forschung und Lehre ist der Botanische Garten ein Ort des interdisziplinären Dialoges und der Entspannung auf dem Campus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Gartenfeste und Aktionen wie der „Tag des Botanischen Gartens“, der „Sommer-Abend“ oder das „Aromagartenfest“ locken viele Besucher an und wirken somit als Schnittstelle zwischen der Universität und der Bevölkerung der Region.